Zum 500 jährigen Bestehen der Stadtmauer von Themar 1957
Fünfhundert Jahre – o welch lange Zeit,
nach menschlichem und irdischem Ermessen.
Jedoch als Atemzug der Ewigkeit
sind sie verschwindend kurz und schnell vergessen.
Heimatstadt, Heimattal –
Schönstes auf Erden!
O, könnte ich in dir noch mal
von Beginn an werden!
Leider ist auf dieser Welt
der Mensch von kurzer Dauer,
wenn der Schnitter Tod mich fällt,
gibt es keine Trauer.
Doch bevor die Stunde schlägt,
die mein Sein beendet,
sei alles, was mein Herz bewegt,
der Heimat zugewendet.
Zu dir will ich, mein Heimatort,
meine Gedanken lenken.
Der Stadtmauer gilt heut mein Wort
in würdigem Gedenken
derer, die wohl Tag und Nacht
unermüdlich waren
und dieses Riesenwerk vollbracht.
In wielviel Aufbaujahren
jeder wohl gefrohnt hat –
ob Handwerker, ob Bauer?
Für ihre junge Heimatstadt
schufen sie die Mauer
als Schutzwall um ihr Hab´ und Gut,
bewacht aus sieben Türmen. –
Das Werk gedieh, das Werk war gut,
es trotzte vielen Stürmen. –
Manch Turm sich zugesellt hat
in späteren Etappen.
Doch blieb´s bei der „Siebentürmestadt“
laut Baurecht und Stadtwappen.
Da wurde Stein um Stein benetzt
vom Schweiße der Erbauer,
von schwerster Arbeit zeugt noch jetzt
die turmbewährte Mauer.
Und mancher Stein trank Menschenblut
von Freunden und von Feinden,
trank Regen, Schnee und Sonnenglut
im Laufe der Zeiten. –
Wer Zeit sich zum Besinnen läßt
als heimattreues Wesen,
der kann an jedem Mauerrest
Heimatgeschichte lesen.
So steht bereits fünfhundert Jahr´
ein Werkstück uns´rer Alten,
und nur weil´s gute Arbeit war,
blieb es uns erhalten.
Wir brauchen der Menschen jener Zeit
uns wahrlich nicht zu schämen,
wenn wir bei Aufbaustunden heut´
sie uns zum Vorbild nehmen.