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Aus der Festzeitung

der Ortsvereinigung der Klein- und Mittelbauern zu Themar, den 6. Februar 1956 in der „Krone“

„Was lange währt, wird endlich gut!“
Nichts ist versäumt, wenn man´s doch tut,
was früher sich nicht machen ließ.
Die Erde ist kein Paradies,
wie weiland es die Bibel lehrt!
Wir Bauern sind davon bekehrt.
Und überhaupt lehrt uns die Zeit:
nichts hat auf ewig Gültigkeit!
Drum feiern wir das Erntefest,
sobald sich´s tun und machen läßt.
Da ist zuerst einmal das „Soll“
als vordringlich; das bleibt – jawoll!
Und haben wir erst das erfüllt,
ist das Verlangen nicht gestillt;
dann heißt es wieder „Freie Spitzen“
und wir müssen weiter flitzen …
So werden wir bedrängt, beklopft,
bis alle Mäuler sind gestopft.
Es gibt kein Rasten, gibt kein Ruh´n;
denn was uns sonst noch bleibt zu tun,
das können wir dann erst machen,
wenn and´re hinterm Ofen lachen.
Drum kann´s passieren so wie heuer,
daß spät es wird mit Erntefeier.
Doch, laßt nicht sinken euern Mut.
Was lange währt, wird endlich gut!
Das habe ich anfangs schon gesagt.
es wär verfehlt, wenn man hier klagt,
weil alles Klagen doch nichts nützt –
es wird auch weiterhin geschwitzt!
Es sei denn, wir sind auf der Höh
und gehen alle zur LPG.
Die hat den Himmel doch auf Erden
und wirklich keinerlei Beschwerden.
Während wir nicht haben Rast und Ruh,
fällt denen alles nur so zu:
Die MTS, die Staatszuschüsse,
sind für die LPG Genüsse,
die wir uns müssen stets versagen.
Wir müssen uns alleine plagen,
während doch der LPG
Hilfe bringt die SED.
Erntehilfe noch und noch
füllt denen jedes Loch,
außer ihren Futterboden!
Trotz der Neuerer – Methoden
und der Helfer groß und kleen,
bleibt viel Heu und Grummet steh´n!
Doch das soll uns nicht genieren.
In der Eile kann´s passieren.
Jedem geht mal etwas krumm
zu der Anderen Gaudium.
Kurzum: die LPG hat´s besser,
ob in Themar oder Vesser.
Da hilft kein Jammern und kein Klagen,
wir müssen uns halt weiter plagen,
solang wir sind nicht gescheit
und halten Schritt mit unsrer Zeit.
Zwar ist die Lage nicht belämmert;
es fängt schon langsam an und dämmert
bei so manchem Einzelbauer,
der sonst gilt als rechter Schlauer,
worauf ja auch schon schließen lässt
unser heutiges Erntefest:
Die LPG ist eingeladen
in Freundschaft und als Kameraden,
was doch beweist, dass für den Staat
wir alle dreh´n an einem Rad.
Und zwar ist dies das Rad der Zeit.
Wer nicht mit dreht aus Bitterkeit
und hält sich stur noch fest am Alten,
kann nie den Fortschritt rückwärts schalten.
Im Gegenteil: er tritt mit Füßen,
was and´re durch die Zeit genießen.
Das sieht der größte Teil auch ein.
Und darum dies Beisammensein
der LPG mit Einzelbauern,
um die Freundschaft fest zu mauern.
Bauern ohne Haß verbunden
zu gemeinsamen frohen Stunden.
So soll es sein! Ganz ohne Zwang
gemeinsam ziehen wir an einem Strang!
Beiden Teilen kann nur nützen,
wenn sie sich am Werktag stützen;
beiden Teilen kann nur frommen,
wenn sie zum Fest zusammen kommen!
Nun ist es leider aber so:
Manch ein Mensch wird niemals froh,
weil selbst in Geselligkeit
nie zum Lachen ist bereit;
dann nörgelt er am Vortrag rum,
nimmt auch jeden Witz gleich krumm,
nimmt auch jeden Spaß gleich übel,
wird gleich bissig wie ´ne Zwiebel,
schnitzt ´ne Hotte meterlang,
beteiligt sich an keinen Gesang,
schnuppert, ob auch keiner stinkt,
paßt auf, wie viel ein jeder trinkt,
horcht wie ein Luchs, was jeder sagt
und wenn ihn jemand etwas fragt,
sagt es höchstens „Ja“ oder „Nein“ –
was anderes fällt ihm nicht ein.
Aber hinterher – oweh!
Da ist sein Mundwerk auf der Höh,
da geht die Gusche wie geschmiert,
da wird drauflos dann schwadroniert
und über jeden losgezogen
und selbstverständlich auch gelogen! –
Ich hoffe, hier ist keiner drunter;
denn dann würd´ sich keiner finden,
der sicht könnte überwinden,
irgendetwas vorzutragen –
müßt´ er erst den Nörgler fragen.
Wir aber wollen Frohsinn pflegen,
und wer eben ist dagegen,
der stopfe sich die Ohren zu,
oder gehe gleich zur Ruh.
Wer schaffen muß jahraus, jahrein,
der muß auch einmal lustig sein;
denn Fröhlichkeit gibt neue Kraft
jedem, der da gerne schafft. –
Also haltet nicht zurück,
packt beim Schopf den Augenblick,
bedenkt dieser Stunden Kürze,
gebt dem Abend seine Würze
durch gute Laune und Humor
und wer das kann, der trag es vor!
Also ran, nicht lange fackeln,
laßt die Gläser tüchtig wackeln,
laßt sie füllen, laßt sie klingen,
laßt die Magdalene springen –
Sie hat ja noch so junge Beine.
Der Frohsinn kommt dann ganz alleine!
Viel Vergnügen, Männer Weiber!
Wünscht Euch Euer Zeitungssschreiber.

Von Herrn Otto Eberhardt aus Themar zur Verfügung gestellt
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