An der Turnerstraße ist im letzten Jahre ein prächtiger, vornehmer Bau entstanden, eine Zierde für unsere Stadt. Fremde wie Einheimische lassen wohlgefällig die Augen auf dem schmucken Gebäude ruhen, das dazu berufen ist, unseren noch nicht schulpflichtigen Kindern ein Heimstätte für die Tagesstunden zu bieten. Der Vaterländische Frauenverein hat nach den Entwürfen des Hofbaurates Behlert das haus errichten lassen; viele fleißige Hände regten sich wochenlang zu verbündetem Schaffen. Und nun steht das Haus vollendet da, ein Zeugnis von dem regen Gewerbefleiß Themars. Gestern nun fand bei prächtigem Wetter die Einweihung des Georg-Kinderheims statt. Von dem Vaterländischen <Frauenverein waren hierzu die Einladungen ergangen. Derselben leisteten Folge Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin als Vorsitzende des Landesverbandes Vaterländischer Frauenvereine. Seine Hoheit der Erbprinz, ferner Staatsrat von Türke, Freiherr von Röder, Hofdame Freifrau von Röder, Major von Fromm, Landrat Götting-Hildburghausen, Kreis Assessor Menz-Meiningen (stellv. Vorsitzender des Jungdeutschlandbundes), Frai Oberin Treiber vom Georgenhaus Meiningen, dann die städtischen Behörden. Das Kinderheim war mit Guirlanden geschmückt, vor der Haupttür standen Gruppen von Blattpflanzen und Fichten, am Eingang der Turmerstraße und Mauerstraße hatte die Stadt 2 Ehrenpforten errichtet. Punkt drei Uhr trafen im Automobil die hohen Herrschaften vor dem Kinderheim ein. Vor dem Hause entbot ihnen im Namen der Stadt Herr Bürgermeister Fahlsing ein „Herzlich Willkommen“; im Namen des Vaterländischen Frauenvereins begrüßte Frau Cäcilie Schmidt die hohen Herrschaften. Hierauf wurden die hohen Gäste in den Saal des neuen Heims geführt, der mit Blattpflanzen wirksam ausgeschmückt war. Nach dem Vortrag des Chorgesangs „Erquicke mich in deinem Licht“ durch den Kirchenchor unter Leitung des Herrn Kantor Lommer hielt Herr Superintendent Seidel die Weiherede, die wir uns ausgebeten haben und nachfolgend wiedergeben.

In der Geschichte unseres seit dem Jahre 1890 bestehenden Frauenvereins ist der heutige Tag der Abschluss langjähriger mühevoller Arbeit und ein schönes, der Arbeit wertes Ziel. Wir stehen auf eigenem Grund und Boden, im eigenen Haus, wir fügen zu den verschiedenartigen Liebesarbeiten unseres Vereins eine neue hinzu, die arbeit an der vorschulpflichtigen Kinderwelt. Zu diesem wichtigen Weihetag unseres Hauses und unserer Arbeit begrüßen wir mit dankbarer Freude das Erscheinen Ew. Königl. Hoheit, der hohen Vorsitzenden des Landesverbandes vat. Frauenvereine, Ew. K.H. haben unermüdlich die Vereine unseres Landes auf die Pflege  der Kleinen hingewiesen und weithin Anregung zur Begründung von Kinderschulen und Kindergärten gegeben. Wir glauben mit der Erbauung des Heims und der Einrichtung der Kinderschule im Sinne der Ew. K. H gegebenen Anregung tätig gewesen zu sein und eröffnen von dieser Einrichtung für die Kinderwelt unserer Stadt reichen Segen. Auch die Vertreter der Behörden, der Herzog-Georg-Stiftung, des Landesverbandes und der Stadt freuen wir uns begrüßen zu können und heißen sie herzlich willkommen.